Am 15. Mai 2025 erscheint das neue White Paper „KI und Gerechtigkeit: Vier Thesen für die Zivilgesellschaft“ – eine gemeinsame Projektveröffentlichung im Rahmen des Projekts Code of Conduct Demokratische KI, entwickelt in Zusammenarbeit mit Vertreter:innen aus 15 zivilgesellschaftlichen Organisationen. Die zentrale Frage: Wie können wir den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) so gestalten, dass er zu mehr Gerechtigkeit beiträgt – und nicht Ungleichheiten verstärkt?
Gerechtigkeit bedeutet faire Teilhabe, respektvolles Umgehen auf Augenhöhe und eine bedarfsgerechte Verteilung von Ressourcen – auch im digitalen Raum. Der Einsatz von KI bietet Chancen für mehr Gerechtigkeit, etwa durch barrierefreie Technologien. Gleichzeitig birgt KI aber auch neue Risiken: Verzerrte Entscheidungen, unsichtbare Diskriminierung sowie soziale und ökologische Ungleichgewichte.
Thesen und Praxisbeispiele zu KI und Gerechtigkeit

Teilnehmende beim Treffen in Berlin
Das White Paper stellt vier zentrale Thesen vor, die Organisationen helfen, den Zusammenhang von KI und Gerechtigkeit besser zu verstehen und in ihre eigene Praxis zu integrieren:
- Kompetenzen aufbauen
Wer KI-Systeme reflektiert nutzen will, braucht Grundlagenwissen, kritisches Urteilsvermögen und grundlegende Datenkompetenzen. Das zeigt auch der Gastbeitrag von Nevena Nikolajević von CorrelAid e.V.
- Gerechten Zugang sicherstellen
Der Zugang zu KI ist ungleich verteilt. Kleine und lokale Initiativen haben oft nicht die nötige Infrastruktur, Technik oder Ressourcen. Gerechter Zugang bedeutet: KI darf nicht zum Macht- oder Budgetprivileg werden. Ruven Börger vom ASB Deutschland e.V. zeigt mit dem Beispiel von Spracheingabe bei Pflegeprotokollen, wie Projekte Mitarbeitende sinnvoll entlasten und gleichzeitig strukturelle Barrieren abbauen können.
- Diskriminierung erkennen und verhindern
KI-Systeme reproduzieren und verfestigen häufig bestehende gesellschaftliche Ungleichheiten – zum Teil unbemerkt. Die Zivilgesellschaft muss stereotypen Darstellungen und Benachteiligungen entgegentreten. Christoph Hassler (H:DEI) diskutiert in seinem Gastbeitrag konkrete Beispiele, die Menschen mit Diskriminierungserfahrungen unterstützen sollen.
- Nachhaltigkeit als Herausforderung für Gerechtigkeit verstehen
KI verbraucht Energie, Daten und seltene Rohstoffe. Der Betrieb großer Modelle kann zur ökologischen und sozialen Belastung werden – insbesondere für Länder im globalen Süden. Nachhaltigkeit ist daher ein Gerechtigkeitsthema. Jonas Stettner beschreibt, wie im Projekt Code of Conduct Demokratische KI ein Chatbot-Prototyp entsteht, der bewusst auf einen ressourcenschonenden Einsatz hin entwickelt und erprobt wird.
Diese Beispiele verdeutlichen: Um KI und Gerechtigkeit in Einklang zu bringen, braucht es bewusste Gestaltungsentscheidungen, kontinuierliche Aushandlungsprozesse und inklusive Beteiligung.
Ausblick: Gemeinsame Leitlinien für mehr Gerechtigkeit

Literacy als zentrales Element für Gerechtigkeit
Das White Paper ist Teil einer Reihe von Veröffentlichungen des Projekts „Code of Conduct Demokratische KI“ – einer gemeinsamen Initiative von D64 und mehr als 40 Organisationen aus der Zivilgesellschaft, gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Frauen, Senioren, Familie und Jugend. Nach dem White Paper zum Schwerpunkt Freiheit, das im November 2024 erschienen ist, folgen bis Ende 2025 ein weiteres White Paper zum Thema Solidarität und eine Selbstverpflichtung zum verantwortungsvollen Einsatz von KI in der Zivilgesellschaft.
Welche Gerechtigkeitsfragen beschäftigen Euch beim Einsatz von KI? Wo seht Ihr besondere Herausforderungen oder positive Beispiele? Wir freuen uns auf Eure Erfahrungen, Fragen und Rückmeldungen: buero@d-64.org